Im Enneagramm gibt es neun Stile, die unterschiedliche Persönlichkeitsstrukturen abbilden. Doch um die Tiefen der eigenen Verhaltensmuster vollständig zu erfassen, muss man auch die sogenannten „Subtypen“ in Betracht ziehen
Subtypen sind durch drei Ur-Instinkte geprägt, die tief in unseren animalischen Trieben verankert sind und unser Verhalten unbewusst steuern. Die Arbeit mit diesen Instinkten und Subtypen ermöglicht eine neue Ebene der Selbsterkenntnis und bietet enormes Potenzial für persönliche und zwischenmenschliche Entwicklung.
In diesem Beitrag werden wir vertiefen, wie Subtypen im Enneagramm unterbewusst dein Leben kontrollieren und wie du deinen freien Willen wieder zurückbekommst.
Jeder Mensch, und sogar jedes Lebewesen, besitzt drei grundlegende Instinkte, die tief in unserem Stammhirn verwurzelt sind. Diese Instinkte helfen uns, in der Welt zu überleben, uns zu reproduzieren und in Gruppen zu bestehen. Die drei Ur-Instinkte sind:
Dieser Instinkt sichert das physische Überleben, indem er auf essenzielle Bedürfnisse wie Nahrung, Schutz und Sicherheit fokussiert ist. Menschen, bei denen der selbsterhaltende Instinkt stark ausgeprägt ist, neigen dazu, eine eher kühlere und abgrenzende Energie anzunehmen, wenn ihre Basisbedürfnisse bedroht sind.
Dieser Trieb richtet sich auf Intensität in Beziehung und die grenzenlose, faszinierende Welt. Es geht um das Streben nach Verbindung und Attraktivität, darum, sich lebendig und gesehen zu fühlen. Dieser Instinkt bringt eine heiße Energie in die Interaktion und ist in der Lage, tiefes Verlangen und Leidenschaft zu entfachen.
Der soziale Instinkt zielt auf das Wohl der Gruppe ab und fördert Zugehörigkeit und Mitgefühl. Menschen mit einem ausgeprägten sozialen Instinkt streben danach, für die Gruppe nützlich zu sein. Sie sind gerne unter Menschen und fallen nicht heraus, da sie sich harmonisch in die Gruppe integrieren. Diese Energie ist eher warm, in Balance in der Gruppe. Das gemeinsame Ziel steht über individuellen Bedürfnissen.
Diese Instinkte können jeweils mit jedem der neun Enneagramm-Stile kombiniert werden. So entstehen drei Subtypen pro Enneagramm-Stil. Sie erklären (1) Unterschiedlichkeiten innerhalb der Stile, (2) spezifisches Subtyp-Verhalten und (3) besonderes Entwicklungspotenzial für mehr Bewusstsein und Freiheit.
In dieser Episode #172 sprechen Pam und Philipp über Subtypen und die drei Ur-Instinkte, die für das Überleben aller Lebewesen entscheidend sind. Sie sind tief im Unbewussten verwurzelt und prägen unser Verhalten.
Jeder Enneagramm-Stil wird durch einen dominanten Ur-Instinkt beeinflusst, der tief im Unterbewusstsein verankert ist und sich oft in Automatismen ausdrückt. Diese „Verhaltensfacetten“ sind so prägend, dass wir sie selten hinterfragen. Sie bestimmen, wie wir uns selbst wahrnehmen und wie wir in Beziehungen und sozialen Kontexten interagieren. Die Entwicklungsarbeit mit Subtypen im Enneagramm besteht darin, diese Automatismen bewusst wahrzunehmen und zu lernen, sich von ihnen zu distanzieren, um Freiheit und Wahlmöglichkeiten im eigenen Verhalten zu schaffen.
Menschen mit einem selbsterhaltenden Subtyp richten ihre Energie primär auf ihr physisches Überleben. Sie sind darauf bedacht, ihre eigene Stabilität und Sicherheit zu gewährleisten. Themen wie finanzielle Absicherung, körperliche Fitness und die Sicherstellung eines geregelten Lebensumfeldes sind zentral. Wenn dieser Instinkt unter Druck gerät, können Ängste hochkommen, die eine klare oder kalte Haltung gegenüber anderen auslösen.
Ein Beispiel: In Zeiten der Unsicherheit könnten Menschen mit diesem Subtyp dazu neigen, Ressourcen anzusammeln, sich von anderen abzugrenzen oder in eine egozentrische Haltung zu verfallen, um das eigene Überleben zu sichern.
Der sexuelle oder 1-zu-1-Subtyp lenkt den Fokus auf intensive Beziehungen. Menschen mit diesem Subtyp fühlen sich lebendig, wenn sie sich tief auf andere einlassen und von ihnen fasziniert sind oder selbst Faszination ausstrahlen. Der Drang, sich anzuziehen und Verbindungen zu schaffen, ist groß. Dieser Subtyp führt häufig zu einer hitzigen, leidenschaftlichen Ausstrahlung, die das Bedürfnis nach Nähe und Intimität unterstreicht.
Menschen mit einem starken 1-zu-1-Instinkt können wirken wir eine leuchtende Glühbirne. Sie suchen nach Bindung, in der die Energie steigt und können sich schneller gelangweilt fühlen, wenn diese fehlt.
Menschen mit einem sozialen Subtyp streben danach, sich in größere Gruppen zu integrieren und dort Zugehörigkeit und Anerkennung zu finden. Ihr Verhalten wird oft von dem Bedürfnis geprägt, das Gemeinwohl zu fördern und harmonisch in der Gruppe zu agieren. Der soziale Instinkt bringt eine gewisse Wärme und Balance in das Verhalten. Es zeigt sich in einem ausgeprägten, eher unauffälligen Gemeinschaftssinn.
Dieser Instinkt äußert sich oft darin, dass Menschen dazu neigen, Verantwortung für das Wohl der Gruppe zu übernehmen. Es geht nicht um einzelne Personen.
Jeder Instinkt hat spezifische Ängste, die das Verhalten maßgeblich beeinflussen können:
Selbsterhaltende Ängste: Angst vor dem Verlust der physischen Sicherheit, dem eigenen Überleben und letztendlich dem Tod.
Sexuelle / 1-zu-1 Ängste: Angst, unsichtbar oder nicht attraktiv für andere zu sein. Das bringt ein Gefühl von Wirkungs- und Wertlosigkeit.
Soziale Ängste: Angst, die Zugehörigkeit zur Gruppe zu verlieren und dadurch ausgestoßen und hilflos ausgeliefert zu sein.
Das Verstehen und Arbeiten mit diesen Ängsten eröffnet das Potenzial, alte Glaubenssätze loszulassen und mutig neue Handlungsmöglichkeiten zu entdecken.
Die bewusste Arbeit mit den Subtypen eröffnet enorme Entwicklungsmöglichkeiten, die tief ins Verhalten und in die eigene Selbsterkenntnis hineinreichen.
In diesem dreitägigen Online-Seminar vertiefst du dein Bewusstsein zu drei Ur-Instinkten. Mit präziser Theorie und praktischen Übungen lernst du, wie die Enneagramm-Subtypen dein Verhalten beeinflussen und erhältst Werkzeug für deinen Entwicklungsweg.
Mehr Bewusstsein ermöglicht, sich von impulsiven Verhaltensweisen lösen zu können. Mit dieser Wahlfreiheit können wir Reaktionen hinterfragen und uns Zeit nehmen, die innere Impulsivität zu erkennen. Das schafft Raum für neue Reaktionen.
Die Perspektive zu wechseln bedeutet, einen anderen Subtyp zu aktivieren. Wenn wir bspw. in einer gegebenen Situation "selbsterhaltend" reagieren würden, nehmen wir nun bewusst eine andere Subtyp-Perspektive ein und bewerten diese unter 1-zu-1 oder sozialen Aspekten. Das wird den dominierenden Instinkt triggern, doch diese Herausforderung ermöglicht neue Verhaltensweisen.
Sich von den eigenen Instinkten und Subtypen zu disidentifizieren ermöglicht es, Automatismen zu durchbrechen. Das ist kein einfacher Entwicklungsschritt, da die Subtypen auf der Instinkt-Ebene greifen. Darunter sind Ängste, die uns dazu treiben wollen, das gewohnte Verhalten auszuagieren. Sich von diesen fundamentalen Bedürfnissen (nach Überleben, Intimität, Zugehörigkeit) auf der Identitätsebene zu lösen, sodass sie unser Verhalten weniger kontrollieren, braucht enorme Bewusstseinsarbeit. Denn sie sind so tief verankert wie das Atmen oder Trinken.
Für die Disidentifikation ist eine regelmäßige Körperpraxis hilfreich, um den eigenen Zustand bewusst zu erleben und den eigenen Instinkten nicht unbewusst zu gehorchen. Wenn wir ihnen jedoch allmählich auf die Schliche kommen, ist der Gewinn nichts Geringeres als unser freier Willen und unsere Freiheit.
Die Arbeit mit den Enneagramm-Subtypen ist ein Weg, das eigene Verhalten und die unbewussten Ängste tiefgehend zu reflektieren und neue Handlungsspielräume zu schaffen. Durch den Zugang zu den grundlegenden Instinkten, die unser Verhalten steuern, kann jeder Mensch die Möglichkeit erlangen, sich frei zu entscheiden und authentische Verbindungen aufzubauen. Es ist ein anspruchsvoller, aber lohnender Entwicklungsweg, der sich insbesondere in der Teamentwicklung, in Führungssituationen und im persönlichen Wachstum als wertvoll erweist.
Für alle, die sich intensiver mit dem Enneagramm beschäftigen möchten, bietet die Arbeit mit den Subtypen eine faszinierende und kraftvolle Möglichkeit zur Selbsterkenntnis und zur bewussten Gestaltung des eigenen Lebens und der Beziehungen zu anderen.
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