Gefühle sind nicht messbar – Die Rolle der akademischen Welt
Dass Gefühle und individuelle Erlebnisse existieren, ist wissenschaftlich ein Problem. Denn, wenn du mich fragen würdest, wie es mir geht, dann kannst du meine Antwort nicht quantifizieren. Mein inneres Befinden ist individuell und relativ.
Auch wenn du nie sicher sein kannst, dass ich eine Farbe gleich wahrnehme wie du, so hat sie zumindest einen objektiven, reproduzierbaren Wert auf eine Skala. Es gibt jedoch keine objektive Referenz für Wut, Angst, Trauer oder Liebe. Ärger, Groll, Zorn oder Wut sind nur vier Facetten der gleichen Energie. Je nach Kultur, Erziehung, Geschlecht oder Enneagramm-Stil werden sie von jedem Menschen im Inneren unterschiedlich interpretiert und unterschiedlich intensiv wahrgenommen.
Die akademische Welt neigt dazu, bestimmte Therapieformen zu bevorzugen, weil sie vermeintlich "wissenschaftlicher" sind als andere. Es gibt klare Vorgaben und Prozesse, die besagen, wer, wie, mit wem, wie lange, zu welchem "Krankheitsbild" therapiert werden soll. Die Gesprächsführung folgt einem Leitfaden. Die Vorsicht und Bedenken etwas zu verändern sind enorm, denn man könnte die "Kranken", die Therapie brauchen, falsch behandeln.
Auf diese Weise werden innovative Ansätze – wozu ich definitiv das Enneagramm zähle – marginalisiert. Die künstliche Trennung von Therapieformen führt oft dazu, dass neue, integrative Entwicklungen in der Psychologie blockiert werden.
Eine integrative Sichtweise, die Elemente aus verschiedenen Therapieformen kombiniert, könnte jedoch die Qualität der Therapie verbessern und die Stigmatisierung bestimmter Methoden verringern.